Urlaubsplanung ist ja so ein Thema: Wann, was, wo? Wie lange? Trainingslager, Sightseeing oder Strand?

Alleine die Aufteilung: Wir hatten unsere 6 Wochen Jahresurlaub schon mal aufgeteilt in 2-2-2, oder 2-2-1-1, und dieses Mal 2-1-3. Und jede Möglichkeit hat ihre Vor- und Nachteile. Für die 3 Wochen (kein Trainingslager, sondern Urlaub, aber mit Radfahren!) standen also die Kanaren an, genauer gesagt Gran Canaria. Ich selber war vor knapp 18 Jahren schon mal da, aber damals durfte ich noch kein Auto mieten, da zu jung – Madame war noch nie dort. Also ein gutes Ziel, zumal im November das Wetter noch ganz nett sein sollte, man wohl auch ganz gut Rennradfahren kann und am Ende würden wir keine gute Ausrede haben, warum wir die Insel nach drei Wochen noch immer nicht kennen.

Unser Ziel war, ein bisschen mehr zu leben und nicht wie meistens als Hotel-Touri dort zu sein. Also haben wir den Urlaub komplett selbst organisiert: Flug gebucht, Mietwagen reserviert, Apartment bei AirBnB gebucht, Selbstversorger.

Unsere Wohnung war in einer Apartmentanlage, ca. 1,5km vom Strand von Maspalomas entfernt, in Meloneras. In der Anlage lebten so einige Residents (bei denen war übrigens schon Anfang November Weihnachtsstimmung ausgebrochen, siehe unten), ein paar Spanier, die die Wohnungen als Wochenendwohnung nutzten und natürlich auch ein paar Touris, entweder in durch AirBnB vermieteten oder in kommerziellen Wohnungen. Alles in allem eine schöne Mischung – wir waren mit unserem 3-Wochen-Aufenthalt aber wohl doch eher die Ausnahme, zumindest war in den vermieteten Wohnungen praktisch ein ständiges Kommen und Gehen.

Weihnachtsstimmung auf GC, Anfang November

Wie gesagt, das Rennradfahren sollte nicht im Vordergrund stehen, wir wollten Urlaub machen mit Rennradfahren. Deswegen wollten wir drei mal drei Tage Räder mieten, mit jeweils ein paar Tagen Pause dazwischen. Leider mussten wir wegen ein paar Magenproblemen eine Reservierung streichen, so dass wir am Ende nur zwei mal drei Tage gefahren sind, aber wie gesagt, das war ja auch kein Trainingslager.

Die Räder haben wir bei Free Motion gemietet. Wir haben dort zwei Cannondales bekommen, ich ein Supersix und Madame ein Synapse. Bei mir ist das mit der Rahmengröße ja leider nicht immer ganz einfach, aber am Ende hat alles geklappt.

Unsere erste Tour sollte eine Einrollrunde werden, aber wie wir dann gemerkt haben: so richtig Einrollen kann man auf Gran Canaria kaum. Die Insel ist ein großer Vulkankegel, das heißt, sobald man sich von der Küste in Richtung Landesinnere bewegt, geht es den Vulkankegel rauf. Und bevor jetzt jemand sagt, „dann fahr doch entlang der Küste“, das ist auch leichter gesagt als getan. Doch dazu später mehr.

Tour 1

Unsere Einrollrunde ging also 34km zum Cima Pedro Gonzáles.

Das waren gleich mal über 500hm – locker Einrollen sieht anders aus… Und kurz vor dem Wendepunkt kommt gleich mal ein Stück, das schon echt steil war.

Also, schön war’s, aber locker GA1 radeln fällt schwer, wenn das schon die Einrollrunde war…

Tour 2

Die zweite Tour ging von Meloneras entlang der Küstenstraße nach Taurito. Eigentlich kann man sonst noch einen Ort weiter fahren nach Puerto de Mogan, aber wegen zweier kurz aufeinanderfolgenden Felsstürze war die Straße zwischen Taurito und Puerto de Mogan gesperrt – der Ort also nur noch über die Autobahn erreichbar.

Auf dieser Strecke merkte man dann: An der Küste bleiben hilft auch nix wenn man Höhenmeter vermeiden will. 🙂 Man hat zwar keine ewigen Anstiege, aber es geht halt ständig rauf und runter – in jeder Bucht geht es zum Wasser runter, beim Rausfahren wieder den Berg hoch, und in der nächsten Bucht wieder runter. So kommen auf gut 56km auch schon wieder über 800hm zusammen.

Aber in Taurito kann man gut am Strand sitzen und ein schönes kaltes Dorada Sin trinken. Das entschädigt… 😉

Tour 3

Am dritten Radtag ging es nach Soria (65km, 1000hm).

Wie man an den Karten sehen kann: wenn man relativ kurze Touren fahren will, dann fährt man häufig mehr oder weniger die selben Strecken hin und zurück. Rundtouren sind aufgrund der Topologie der Insel eher schwierig, das geht erst, wenn man deutlich größere Runden fährt (sehr viel mehr Kilometer und Höhenmeter).

Gran Canaria ist deutlich anspruchsvoller als uns das vorher bewusst war. Da merkt man dann halt doch, dass man aus dem norddeutschen Flachland kommt und mit Höhenmetern einfach die Erfahrung fehlt…

Intermezzo

Nach diesen drei Touren haben wir ein paar Tage Pause gemacht.

Wir waren Wandern (siehe Bild oben: Caldera de Bandama, einmal rein/runter und wieder raus/rauf – beim nächsten Mal dann evtl. noch einmal am Kraterrand entlang drum herum), Laufen, am Strand, Shoppen – und während wir einmal gerade zum Einkaufen fuhren, haben wir zufällig ein Plakat gesehen: Maspalomas Street Run. Hmm… Eigentlich sind wir ja im Urlaub… Aber so ein kleiner Wettkampf… just for fun? Also: Angemeldet. 🙂

Man konnte wählen zwischen einem 5 und einem 10km Lauf. Wir haben uns für die 10km entschieden, denn Sprinter waren wir noch nie. Und auch wenn der Lauf vormittags ist, man sollte nie die Sonne unterschätzen: Es sind die Kanaren, und ohne Wasser am Wendepunkt wäre es echt schwierig geworden halbwegs gesund durchzukommen.

Lustige Veranstaltung, fast ausschließlich Locals am Start (die Veranstalter waren zum Glück so nett und haben ein oder zwei Durchsagen auch auf Englisch gemacht), und wir mittendrin. 🙂

Neben dem Laufen wollten wir auch schwimmen gehen. Da es in unserer Apartmentanlage nur einen kleinen 12m-Planschepool gibt und wir in die „normalen“ Hotelpools um uns herum nicht einfach gehen konnten mussten wir woanders hin. Und nein, das Meer war uns zu kalt. 😉

Zum Glück hat Madame in San Fernando das öffentliche Schwimmbad ausfindig gemacht. Dieses ist etwas 3,5km von uns entfernt gewesen.

Vor Ort mussten wir feststellen, dass man als Touri dort echt Exotencharakter hat. 🙂 Klar, Touris verirren sich nur selten dort hin, da ja jedes Hotel einen eigenen Pool hat. Und dann stellte sich die Hauptfrage: Wie kommt man eigentlich ins Schwimmbad rein? Es gibt keine Kasse, nur ein Drehkreuz. Durch Beobachtung und Nachfragen bei ein paar Jugendlichen haben wir dann erfahren, wie es funktioniert: Man benötigt ein Armband mit einem NFC-Chip, auf dem das Guthaben für den Eintritt gespeichert ist. Und dieses bekommt man in einer Außenstelle der Stadtverwaltung am Stadion. Aber natürlich genau nicht dann, wenn man dort ist. Oder wenn eigentlich geöffnet sein sollte. Oder wenn die Mitarbeiterin krank ist. 🙂

Es hat auf jeden Fall ein paar Versuche und ein paar Tage Zeit gekostet, bis wir endlich unsere Gästearmbänder hatten und dann auch ins Schwimmbad durften. Es gibt dort zwei 25m-Becken, und es findet dort auch regelmäßiges Schimmtraining statt.

Aber wir haben eigentlich immer ein Plätzchen auf einer Bahn bekommen, besonders voll war es nie.

Aber auch sonst haben wir uns so einiges auf der Insel angeschaut:

Wandern zum Roque Nublo, die Hauptstadt Las Palmas, Botanischer Garten, die Höhlenwohnungen von Guayadeque, die Dünen von Maspalomas, usw.

Roque Nublo

Tour 4

Unsere vierte Tour lief durchwachsen: das Wetter war etwas schlechter, gleich zu Anfang sind wir wegen eines Abbiegefehlers (ich hab mich bei den Kreisverkehrausfahrten verzählt) gleich mal auf dem Autobahnzubringer gelandet, und als wir am Aussichtspunkt vorbei waren wurde die Strecke tatsächlich megasteil. Einige der Serpentinen waren so eng und steil, dass man mit Radschuhen dort nicht einmal mehr stehen konnte. Wir haben uns also zur Umkehr entschlossen.


Es waren aber trotzdem 550hm auf gerade einmal 27km.

Tour 5

Unsere fünfte Tour war letztlich die selbe Strecke wie an Tag 3 (Soria): Zu Anfang die Küstenstraße entlang und dann Richtung Soria – aber nur die lange Rampe hinauf, das steile Stück nach Soria haben wir weggelassen. Wir sind schließlich im Urlaub.

Aber auch hier: 44km und 500hm.

Tour 6

Zum Abschluss ging es noch mal auf ein kaltes Bier nach Taurito. Keine Überraschungen, die Strecke hat noch immer 53km und 800hm. 😉

Damit sind wir am Ende auf etwa 280km und 3500hm gekommen.

Radfazit

Die Leihräder waren gut, die Straßen sind grundsätzlich in gutem Zustand, die Autofahrer sind in der Regel vorsichtig und zurückhaltend Rennradfahrern gegenüber. Landschaftlich ist es ganz OK, aber unsere Touren waren vermutlich einfach nicht weit genug.

Auf jeden Fall muss einem klar sein, dass es gar nicht so viele Möglichkeiten gibt, Touren zu fahren, wie das bspw. auf Mallorca der Fall ist – dort kann man ständig einen anderen Cami nehmen, und es ist von Alcudia auch sehr abwechslungsreich, weil man an der Küste bleiben, ins Landesinnere oder ins Tramuntana fahren kann. Hier ist die ganze Insel ein Berg, und damit gibt es nur Straßen entlang der Täler. Wenn man also keine sehr großen Runden fährt, findet man sich am Ende immer auf den selben 4 Hauptrouten wieder.

Inselfazit

Wir haben einen schönen Urlaub gehabt. Durch das Apartment und die Selbstversorgung hat man mehr am Leben teilgenommen als wenn wir innerhalb der Hotelmauern gewesen wären.

Gran Canaria war schön, aber wir können damit auch erstmal einen Haken an die Insel machen. Nach unserem Lanzarote-Urlaub vor einem Jahr haben wir gewusst, dass wir dort unbedingt wieder hin müssen (und das tun wir im nächsten Jahr auch). Das ist bei Gran Canaria jetzt nicht so.